Freitag, 14. August 2009
Eine Traumserie, Teil 6
Nachdem C. aufgehört hat, mit mir zu reden, weil ich ihn darauf angesprochen habe, ob er mich deshalb nicht sehen kann, weil er an den anderen Tagen saufen muss.

Ich bin mit meiner Schulklasse auf dem Weg nach England (schon wieder!). Aus irgendeinem Grund sitze ich auf einem kleinen Klappsitz ganz dicht direkt links neben dem Piloten. Automatisch greife ich jedes Mal nach seinem Arm und quietsche, wenn das Flugzeug sich hebt oder senkt oder eine Kurve fliegt. Wir starten ganz gemächlich, rollen ein gutes Stück, dann fliegen wir ganz dicht über dem Boden dahin. Erst als ich unter uns Wasser sehe, merke ich, dass wir schon fliegen. Das Flugzeug steigt empor auf ein paar Meter Höhe, wir verlassen das Wasser und fliegen dicht über einer vielbefahrenen Straße dahin, ich sehe die Autos aus nächster Nähe, zwischendurch ist das Flugzeug fast auf derselben Höhe und zwischen den Autos. Dann plötzlich gibt der Pilot ordentlich Schub und das Flugzeug steigt steil nach oben. Ich sehe, wie sich der Boden rasend schnell entfernt und will Fotos machen. Ich krame in meiner Tasche und hoffe, dass ich ausreichend Batterien dabei habe. Ich finde nur zwei und bin nicht sicher, ob sie noch geladen sind. Dann schalte ich den Foto ein, drehe wie wild am Rad für den Aufnahmemodus, ich kann den Landschaftsmodus nicht finden, dann habe ich ihn endlich und will fotografieren, aber als ich nach draußen sehe, ist plötzlich die Dämmerung hereingebrochen, man erkennt alles nur noch schemenhaft. Ich bin etwas enttäuscht und versuche, von den dämmrigen Umrissen des Landes Bilder zu machen.
Während ich damit beschäftigt bin, kippt das Steuerruder des Flugzeugs plötzlich und die Maschine geht in eine enge Abwärtskurve. Ich sehe, dass der Pilot gar nicht da ist. Er steht irgendwo hinten bei den Leuten und quatscht. Einige kreischen und er macht sich auf den Weg nach vorne, um das Ruder wieder in Stellung zu bringen. Dann nimmt er wieder neben mir Platz. Das Flugzeug sackt immer wieder in Luftlöcher, den Piloten lässt das völlig unbeeindruckt, aber ich habe Angst.
Irgendwann sagt der Pilot, es sei nicht so gut, wenn ich mich an dem Arm festhalte, den bräuchte er zum Steuern (ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich mich schon wieder an ihm festhalte und es ist mir irgendwie peinlich). Ich solle lieber den anderen nehmen. Aber da ich links von ihm sitze, finde ich es umständlich und unangemessen, mich an seinem rechten Arm festzuhalten. Ich müsste mich dazu total verrenken und ihn quasi umarmen, was ich nicht passend finde. Ich will ihn auch nicht beim Fliegen behindern.
Plötzlich fällt mir auf, dass das Flugzeug sich in immer häufigeren Abständen vorne absenkt und hinten ein Zischen zu hören ist. Erst denke ich mir, das wird schon so passen und versuche, nicht darauf zu achten. Dann frage ich den Piloten aber doch, ob das so in Ordnung ist. Er winkt ab und ist wenig beeindruckt (wie eigentlich die ganze Zeit über). Das sei schon öfter vorgekommen. Ich versuche, ihm zu vertrauen, er hat unheimlich viel Flugerfahrung, das weiß ich, aber ich habe auch das Gefühl, er sieht das Ganze ein wenig zu locker.
Schließlich steht er doch auf – ich habe das Gefühl, er will mir demonstrieren, dass alles in Ordnung ist. „Joa, machen wir halt mal nen kleinen Diagnose-Check“, sagt er relativ unbeschwert. Er drückt einen Knopf, der Check läuft und am Ende wird das Flugzeug plötzlich gedimmt und rote Warnlichter leuchten überall im Flugzeuginneren auf. Er bleibt weiter recht unbeeindruckt, liest den Zettel, den das Gerät ausgespuckt hat, wedelt mir damit zu und sagt: „Das sind nur die Enteiserdüsen am Heck.“ Wieder fällt das Flugzeug in ein Luftloch, der Pilot sitzt wieder neben mir, ich halte mich an ihm fest und schließe die Augen, an seine Schulter gelehnt. In meinem Kopf wird das Flugzeug auseinandergerissen, ich falle zwischen brennenden Teilen nach unten. Unterwegs lasse ich die Angst los und akzeptiere, dass ich jetzt sterben werde. Aber als ich die Augen wieder öffne, landet der Pilot das Flugzeug gerade sicher hinter einer alten verlassenen Scheune (schon wieder!). Er möchte sich die Düsen ansehen und geht nach hinten. Ich steige aus, um schnell eine zu rauchen und wundere mich, dass ich während meiner „Todesvision“ keinen Gedanken ans Rauchen verschwendet habe.
(...)Dann aber kommt der Pilot zurück und winkt ab. „Das geht schon“, sagt er. Wieder denke ich an die große Erfahrung, die er hat, und vertraue darauf, dass wir schon bis England kommen werden. Wir müssen noch auf die Starterlaubnis warten, aber der Pilot ist ungeduldig und rollt bereits wieder los, in einen flachen, großen Ententeich. Er dreht sich zu den Leuten hinter uns um und fragt, ob sie das nicht auch eklig fänden, so viele Erpel auf einem Haufen. Bei den Weibchen sei das ja was anderes, aber Erpel? Bäh. Was für ein Macho! denke ich und muss lachen.
Schließlich hebt das Flugzeug wieder ab, ich halte meinen Foto bereit, aber der Auslöser und das Laden dauern so lange, dass ich schnell das Handy nehme (es ist das neue, das ich seit gestern benutze). Allerdings suche ich dauernd nur nach dem Menüpunkt für die Kamera. Schließlich drücke ich einfach wirr auf irgendeinen Knopf und tatsächlich gelingt mir ein toller Schnappschuss von den schneebedeckten Bergen am Horizont. Es sind die Alpen und ich wundere mich, weil England in der anderen Richtung liegt, aber der Pilot wird schon wissen, wie er fliegen muss. Schnitt.
Ich bin auf einem Flughafen in England, Heathrow. Wir haben eine Zwischenlandung und ich weiß gar nicht, wohin wir eigentlich weiter fliegen. Es könnte sein, dass wir gar nicht nach England fliegen, sondern nach Südamerika. Mir graut ein bisschen vor der beängstigenden Fliegerei.


Der Pilot ist der erfahrene Steuermann des Flugzeugs. Er kennt seine Tücken, er kennt die Flugpläne, er kann das Flugzeug notlanden und starten.
Er wirkt sehr viel weniger verantwortungsbewusst als jener im ersten Traum. Er verlässt einfach das Steuer, um mit den anderen Leuten zu quatschen. Das Flugzeug fliegt quasi ohne Kontrolle dahin, bis es eine steile Abwärtskurve macht und der Pilot recht gelassen zurück ans Steuer kommt, um es wieder auf Kurs zu bringen. Die Gefühle sind außer Kontrolle geraten und es findet ein tiefer Einbruch statt.
--> Während des Traums ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich mich am Piloten festklammere. Jedes Mal, wenn es abwärts geht, halte ich mich an seinem linken Arm fest. Das behindert ihn beim Fliegen. Er bittet mich, mich an seinem rechten Arm festzuhalten.
Die linke Seite steht für das Emotionale, die rechte Seite für das Rationale, die Vernunft.
Ich sollte mich also besser an der Vernunft als am Gefühl festklammern. Stattdessen lasse ich ganz los. Es erscheint mir unangemessen und unlogisch, mich am anderen Arm des Piloten festzuhalten. Es wäre außerdem ziemlich kompliziert und ich habe den Eindruck, ich würde ihn sehr viel mehr behindern und ihm auch viel zu nahe kommen.
Die Maschinen geben deutliche Warnsignale aus, aber der Pilot findet es immer noch nicht besorgniserregend. Demgegenüber sehe ich mich gleich sterben. Wo liegt nun die Wahrheit? Wie gefährlich ist die Situation tatsächlich? Letzten Endes geht schließlich alles gut und die Maschine ist bereit zum Weiterflug.
England und die Alpen. Wir fliegen eindeutig in die falsche Richtung oder machen zumindest einen unnötigen Umweg. Das Gebirge stellt in meinen Träumen stets eine etwas entrückte Welt dar. Dort oben herrscht Einsamkeit und Gefahr, aber auch eine weitreichende, klare Sicht auf die Welt. Gebirge im Allgemeinen sind auch als Herausforderungen zu betrachten.
England und Südamerika. Welche Bedeutung hat England im Hinblick auf meine Beziehung? Ist C. England? Eine Insel? Nur eine Zwischenlandung? Rückt er in immer weitere Ferne? (Südamerika)

... comment