Dienstag, 14. Juli 2009
Ich bin süchtig...
...nach Anerkennung. Das geht vielen Menschen so, vielleicht sogar den meisten. Aber da man sich mit Menschen umgibt, die einem in Hinblick auf das Suchtverhalten ähneln, bildet das soziale Umfeld keine repräsentative Grundgesamtheit für solche Aussagen.

Meine Sucht ist mir über die Jahre nie aufgefallen. Ich musste einige Männer verschleißen und fragte mich immer wieder, was mit mir nicht in Ordnung sei, warum ich es nie länger als drei Jahre mit einem aushalten konnte und warum ich mich sofort in die nächste Beziehung stürzen musste. Ich habe nicht verstanden, warum meine Beziehungen mir irgendwann nichts mehr gegeben haben und warum ich irgendwann plötzlich weg musste. Einmal kann man das vielleicht noch rechtfertigen, meinetwegen auch zweimal. Aber beim dritten Mal verspürte ich schon so etwas wie einen Handlungsbedarf, denn ich mochte meine Partner und verstand nicht, warum ich sie verlassen musste. Die nächste Beziehung folgte, ich war nicht glücklich, dann war ich es eine Zeitlang doch, dann wurde es so schlimm, dass ich Depressionen und Panikattacken bekam. In dem Moment, als ich von der Uni nach Hause kam und mich an den Computer setzte, um nach Krankheitssymptomen zu googlen, sagte mir eine innere Stimme, dass dies nicht normal und in Ordnung sein könne.
Ich ging zum Arzt, einmal, zweimal...beim dritten Mal schaffte ich es endlich, alleine mit der Ärztin zu sein, endlich konnte ich mit jemandem sprechen. Es war wieder passiert, ich hatte mich wieder verliebt, in einen Alkoholiker ohne Einsicht und Zukunft, der noch halb in seiner alten Beziehung steckte. Spätestens hier hatte sich mein letztes bisschen Verstand eingeschaltet und versucht, dem ganzen einen Riegel vorzuschieben. Es hatte nicht funktioniert. Glücklicherweise sorgte mein unbewusster Selbsterhaltungstrieb dafür, dass ich den anderen wegekelte, meine Träume schickten mir glasklare Warnsignale...und irgendwann dämmerte mir, dass ich mir diesen Mann nur deshalb ausgesucht hatte, weil ich eigentlich keinen neuen Freund wollte, sondern alleine sein.
Das war vor zwei Jahren. Seither ist viel passiert und doch hat sich wenig getan. Einsichten fallen eben meist recht plötzlich vom Himmel und selbst, wenn man sie dann hat, ist es schwer, sie im Auge zu behalten und danach zu handeln.

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